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Muttertag

Was stellt man mit diesem Tag an, wenn die eigene Mutter nicht mehr da ist? Was macht man, wenn all die anderen Menschen, die so viel Glück haben und deren Mama noch da ist, mit selbiger beisammen sitzen und den Tag mit ihr verbringen? Denn genau das ist es – Glück. Diese Menschen haben in meinen Augen einfach nur unfassbares Glück. Glück, das ich nicht mehr teilen kann. Was also macht man an so einem Tag? Zumal dieser Tag auch noch Wochen vorher auf sämtlichen Plattformen beworben wird. Floristen schmücken ihre Fenster und hoffen auf das Geschäft des Jahres (neben dem Valentinstag natürlich), Beauty Counter und Kaufhäuser werben mit Mutter-Tochter-Angeboten und im Fernsehen wird selbst eine einfache Packung Schokolade mit dem Muttertag in Verbindung gebracht. Ja, dieser Tag ist für den Einzelhandel ein gefundenes Fressen, immerhin bringt er ordentlich Umsatz. Wer kann es ihnen auch verübeln? ICH. Ich kann es ihnen verübeln. Denn jedes Schaufenster, jedes Plakat, jede Werbung im Fernsehen macht mir auf schmerzliche Weise immer und immer wieder bewusst, was mir fehlt… Wer mir fehlt. Meine Mama.

Es ist ohnehin schon schwer genug, aber dann auch noch über drei bis vier Wochen permanent von der Außenwelt daran erinnert zu werden und jedes Mal einen weiteren Stich ins Herz zu bekommen ist einfach nicht fair. Ich weiß, der Einzelhandel kann auf so etwas keine Rücksicht nehmen und wenn man mal damit anfangen würde so zu denken, dann würde man ja nicht mehr fertig werden. Aber nichtsdestotrotz haben mein Ärger, meine Wut und mein Schmerz seine Berechtigung. Ich darf es ungerecht finden und ich darf den Einzelhandel insgeheim verfluchen, damit mehr Geld machen zu wollen und das Ganze deshalb mehr bewerben zu müssen. Ich darf neidisch sein auf all die anderen Töchter, die so einen Mutter-Tochter-Tag an einem Beauty Counter erleben können und die es für selbstverständlich halten, dass ihre Mama noch da ist, bis sie selbst mal Mütter werden. Denn genau so soll es doch sein, oder? Die eigene Mama soll einem dabei helfen, das Brautkleid auszusuchen, soll bei der Hochzeit weinen und darüber klagen, dass die Mascara verläuft und dass sie besser mal eine wasserfeste aufgetragen hätte. Die eigene Mama soll miterleben, wie man selbst Mama wird und einem auf nervige, aber unglaublich süße Art Tipps geben und betonen, dass Mutter sein nicht immer nur Zuckerschlecken ist. Die eigene Mama soll erleben, wie man an Herausforderungen und Rückschlägen wächst, wie man sein Leben meistert, Schritt für Schritt unabhängiger wird und irgendwann auf eigenen Beinen steht. … Doch nicht allen von uns ist dieses Glück gegönnt. Wenn dieser unersetzbare Mensch viel zu früh aus dem Leben gerissen wird und man all diese wundervollen Dinge nicht mehr mit ihr teilen kann, dann ist jeder Tag ein Kampf. Und dann ist es absolut gerechtfertigt den Muttertag und den damit verbundenen Konsum sch**** zu finden.

Ja, ich finde den Muttertag scheiße. Beziehungsweise… ich korrigiere: ich finde die drei bis vier Wochen vorher scheiße. Die Wochen, in denen ich täglich und nahezu unausweichlich an das riesengroße Loch in meinem Herzen erinnert werde. Denn seien wir mal ehrlich – dem ganzen Werbekram aus dem Weg zu gehen ist nahezu unmöglich. Falls jemand eine wirksame Strategie hat, immer her damit, bis jetzt war ich recht erfolglos. Aber solange ich diese Strategie noch nicht gefunden habe und solange der Schmerz noch so frisch ist, werde ich die Zeit vor dem Muttertag weiter bescheuert finden und mir am Muttertag selbst nichts anderes wünschen, als den einen Menschen bei mir zu haben, der mir alles bedeutet – meine Mama.

4 Kommentare

  • Laura

    Liebe Doris,
    Vielen Dank für Deine mitfühlenden Worte, das bedeutet mir wirklich sehr viel. Auf das Wunder haben wir alle gehofft, leider war es uns nicht vergönnt… Aber dafür hab ich nun den besten und tollsten Schutzengel, den man sich nur wünschen kann.

    Ganz, ganz liebe Grüße und fühl dich auch fest gedrückt,
    Laura

  • Doris

    Meine liebe Laura,
    dies zu lesen,treibt mir gleich die Tränen in die Augen!
    Eigentlich weiß ich garnicht so richtig,was ich schreiben soll! Keine Worte können diesen unendlich großen Schmerz ausdrücken!
    Ich kann nur sagen,wie sehr ich Deine Mama mochte und immer bewundert habe,für ihren Stolz,Liebe und Kampfgeist!
    Immer habe ich gebetet und gehofft ein Wunder passiert!
    Doch das ist es nicht!! Ich kann Dich nur zu gut verstehen! Und es sticht mir im Herzen!
    Du bist sooo eine starke Frau! Das hast Du von Deiner Mama! Auch Dich bewundere ich sehr!!!!
    Sehr oft muss an Dich denken und natürlich an Deine Mama!
    Sie ist immer bei Dir und passt auf Dich auf! Lacht und weint mit Dir!!!

    Ich wünsche Dir Alles Alles Glück der Welt!
    Fühl Dich ganz fest umarmt!!!

    In tiefer Verbundenheit Deine Doris

  • Laura

    Verena,
    Danke für Deine lieben Worte! :* Ich versuche mich an dem Tag auch immer daran zu erinnern, wie es mit ihr war und vor allem, wie schön die Zeit war. Das ist alles einfach absolut nicht fair und leider kannst Du das auch nachvollziehen. Fühl Du Dich auch fest gedrückt und ich wünsch Dir und Deiner Familie ganz viel Kraft für diesen Tag. <3

  • Verena

    Fühl dich gedrückt Laura Ich kann dich vollkommen verstehen und nachvollziehen!
    Ich hab es auch immer gehasst!
    Ich habe aber Iwann daraus einfach eine nicht „Familientag“ gemacht.
    Meine Schwester ist Mama, meine Oma ist eine Mama und meine Brüder sind zwar keine Mama, aber trotzdem sitzen wir zusammen und lassen Revue passieren, wie schön wir es in der kurzen Zeit hat, als sie noch da war.
    Macht man auch viel zu selten im Alltag ❤️

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