Herbstkind
Bunte Blätter, Lederjacken, Regentropfen, kühle Morgenstunden, Kerzenschein, Boots, Kastanien, Lichterketten, irgendwas-mit-Kürbis, Chai Latte, Cashmere Pullis, Hygge – all das und noch viel mehr macht den Herbst für mich so besonders. Ich bin ein wahres Herbstkind, schon damals in der Schule habe ich mich immer darauf gefreut, endlich wieder Biker Boots tragen zu können, meine Lederjacke aus dem Schrank zu holen, durch knisterndes Laub auf dem Schulweg zu laufen und Utensilien für das neue Schuljahr zu besorgen. Es war wie ein Neustart, obwohl alles schon auf das Ende des Jahres hindeutete.
Im Herbst kommt es mir immer so vor, als würde die Natur nochmal alles geben, all ihre wunderbaren Farben zeigen, bevor es Zeit wird für den kalten und dunklen Winter. Das gelbe Laub an den Bäumen lässt die Sonnenstrahlen noch intensiver wirken, der Nebel macht die frühen Morgenstunden noch mystischer und mal ehrlich – Chai Latte und Zimtschnecken schmecken im Herbst einfach besser.
Ich mache es mir unglaublich gerne so richtig gemütlich in meiner Wohnung, das ganze Programm mit vielen Kerzen, kuscheligen Decken, einem Buch, oder Youtube Videos von Zoella oder Kalyn Nicholson. Im Sommer ist es irgendwie schwierig, dieses Maß an Gemütlichkeit zu erreichen. Für Kuscheldecken ist es zu warm und Kerzenschein wirkt nur schlecht, wenn es bis 21:30 Uhr noch hell ist. Der Sommer verlangt einfach nach anderen Dingen, wie zum Beispiel Grillabenden an der Isar oder Frozen Yoghurt. Und das ist auch völlig in Ordnung so. Jede Jahreszeit hat etwas besonderes, aber in manchen Monaten fühlt man sich einfach wohler, als in anderen.
Es scheint inzwischen „in“ geworden zu sein, den Herbst als liebste Jahreszeit zu haben, und das nicht nur wegen der Septemberausgabe der Vogue. Bin ich jetzt also mainstream, weil ich den Herbst ebenso mag? Wenn ihr mich fragt – nein. Mal ganz abgesehen davon, dass ich diese Jahreszeit nicht erst seit gestern so schätze, hat doch jeder das Recht darauf, Dinge gut oder blöd zu finden, solange er dabei niemandem schadet. Und noch mehr hat jeder das Recht darauf, sich seinen Alltag so schön wie möglich zu machen und auch die kleinen Dinge im Leben als etwas Besonderes zu betrachten. Für den Einen ist das vielleicht die Tasse Kaffee am Morgen, für den Anderen womöglich der Gute-Nacht-Kuss vom Lieblingsmenschen. Für mich ist es momentan definitiv mein Weg von der Uni nach Hause – wenn ich eine Station früher aussteige, mein Weg mich an der Isar entlang führt, ich die frische, kühle Luft einatme und die Abendsonne mich durch ein buntes Meer aus roten, gelben und orangefarbenen Blättern an der Nasenspitze kitzelt.
Ach Herbst, du bist nicht nur für den Moment „in“, du bist ein Klassiker.
Vielen Dank an Svenja, die das wundervolle Kastanienbild ganz spontan gemacht hat.